Römische Herrscherinnen

Mit Octavia, der Schwester des ersten Kaisers Augustus, beginnt die Reihe der Münzherrinnen Roms. Als erste Römerin erhielt sie das Privileg der Münzprägung mit ihrem Bildnis – als Geschenk ihres Bruders zu ihrer Hochzeit mit Marc Anton. Eine Reihe von Kistophoren aus dem kleinasiatischen Ephesos zeigt die Büste der Braut auf dem Revers. Agrippina Minor, die Gattin des Claudius und die Mutter des Nero, verfügte als erste über ein uneingeschränktes Münzrecht und prägte Aureii und Denare nicht nur mit ihrem Namen und Porträt, sondern auch mit ihrem Titel: Augusta. Die meisten Herrscherinnen der frühen Kaiserzeit prägten aber Bronzemünzen.

Die Augustae des 2. und frühen 3. Jhs. erweisen sich im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen als selbst- und machtbewusste Münzherrinnen. So besaß Faustina Minor, die Gattin des Marc Aurel, bereits das Münzrecht, als ihr Mann noch nicht einmal Kaiser war. Und die Damen der severischen Dynastie – vor allem Iulia Domna, Iulia Soaemias und Iulia Maesa – hinterließen eine reiche Münzprägung, die von der kaiserlichen Autorität und dem elitären Standesbewusstsein ihrer Prägeherrinnen kündet. Und das obwohl zumindest die Soemias und die Maesa niemals Kaiserinnen im engeren Sinne (also Ehefrauen von Kaisern) waren.

In der Spätantike werden weniger Münzen mit einem Porträt der herrschaftlichen Damen gefertigt, wohl weil die Herrscherinnen nicht von vornehmer Herkunft waren. Sie gelangten „nur“ auf den Thron durch das militärische Geschick ihrer Gatten. Die Frauen der Soldatenkaiser – wie Salonina, die Gattin des Gallienus – erscheinen vor allem auf Antoninianen mit ihren Bildnis in einer Mondsichel. Nachdem Konstantin der Große die Herrschaft über das römische Reich erlangt, tauchen die Frauen des Kaiserhauses wie Helena, die Mutter des Konstantins oder Aelia Flacilla, die Gattin des Theodosius I., eher auf den kleinen bronzenen Folles auf. Aber ihre Bildnisse schmücken aber auch die Vorderseite der neuen Währung: des goldenen Solidus.